* 19. November 1833 in Biebrich (Wiesbaden)
† 1. Oktober 1911 in Seiz bei Bozen
Der Sohn einer calvinistischen Predigerfamilie studierte nach dem Abitur in Wiesbaden in den 1850er-Jahren in Berlin und Heidelberg Geschichte, Theologie und Philosophie. Professuren für Geschichte und Philosophie mit Stationen in Basel, Kiel, Breslau und Berlin folgten. Der Geschichts- und Kulturphilosoph Wilhelm Dilthey gilt als Hauptvertreter der modernen Hermeneutik.
Diese antike Theorie deutet Verstehen von Texten oder Denkprozessen als unabschließbaren Zirkel dar, der in Form einer Aufwärtsspirale immer höhere Erkenntnisse erschließt. Diltheys Lehrtätigkeit förderte die Entwicklung von Psychologie, Wissenschaftstheorie und Sozialwissenschaft. Er beeinflusste unter anderem die phänomenologischen Denker Edmund Husserl und Martin Heidegger und hat damit auch der für das 20. Jahrhundert maßgeblichen philosophischen Strömung der Existenzialphilosophie den Weg bereitet.